Übungswochenende 2017

Übungswochenende Krautscheid 2017

Verfasst von Harry Vollmer

Nun war es endlich wieder soweit – das alljährliche Übungswochenende des Bläsercorps Jülich sollte vom 31.März bis zum 02. April uns alle in Technik, Notensicherheit und Ansatz ein Stück nach vorne bringen. So war es jedenfalls in den vergangenen drei Jahren gewesen. Und dabei wurde uns jedes Mal peinlich vor Augen geführt, dass Ansatz eine rein stoische Übung ist, ähnlich wie das tägliche Zähneputzen. Aber der Mensch ist ja bekanntlich schwach. Und so bleibt es oft bei guten Vorsätzen und beim wöchentlichen Probenabend klingt es nach einer Stunde nicht mehr so rein wie gewünscht. Der Langmut unseres musikalischen Leiters Andy ist bewundernswert; er gibt einfach nicht auf, und das ist wiederum doch anspornend für uns.

Mit Fahrgemeinschaften erreichen wir am Freitag gegen 17.00 Uhr das Hotel Islekhöhe, das wir nun zum dritten Mal gebucht haben. Der Krautscheider Hof im selben Ort war auch nicht schlecht, hatte aber hinsichtlich des Probenraums eine ungünstige Zeiteinteilung für uns. Im Hotel Islekhöhe dürfen wir in Freiräumen die dortige Tennishalle benutzen, und an diesem Wochenende steht sie uns gänzlich zur Verfügung. Was für ein Klangerlebnis! Beim Eintreten in die Gaststube stellen wir fest, dass eine Menge renoviert wurde. Alles ist hell und freundlich. Ebenso freundlich werden wir von den Wirtsleuten empfangen. Kurzhaarteckel Erdmann, der immer mit von der Partie ist, wird sogar mit seinem Namen begrüßt. Die englische Motorradgruppe, die wir vor zwei Jahren dort kennengelernt haben, ist auch wieder da. Diesmal hatten die Motorradfahrer eine trockene Anreise, und dem entsprechend ist die Laune gut. Bei einem Kakao mit Rum und Sahne warten wir auf die übrigen Corpsmitglieder. Schnell sind die Zimmer bezogen. Aufgrund von Engpässen wird eine Stubengemeinschaft nötig. Ich bilde sie gut bewährt mit Friedrich, der auch mit Erdmann bestens zu Recht kommt. Dann geht es auch schon in die Halle, um vor dem Abendessen noch etwas zu leisten.

Andy stellt kurz das Programm vor. Neben dem üblichen Einblasen soll die Hubertusmesse nach Neuhaus einen Schwerpunkt bilden, da wir uns vorgenommen haben, diese möglichst eigenständig wieder blasen zu können. Wir verfügen wieder über vier Parforcehörner. Bei der ersten Stimme ist es ein wenig dünn, bei den Ventilhörnern haben wir nur Andy. Da ist es schon bewundernswert, das sich Hans Willi mit dem ernsthaften Gedanken trägt, ein solches nicht nur zu erwerben, sondern auch zu erlernen. Das ist ein toller Effekt, wenn die Motivation des musikalischen Leiters einen solchen Entschluss auslöst, und das ist auch zugleich Motivation für die anderen.

Für den heutigen Abend blasen wir Leit- und Totsignale von vorne bis hinten und wieder zurück. Dazu noch einige Märsche, sodass wir gegen 19.30 Uhr gut eingeblasen das Abendessen einnehmen können. Dazu ist die Tafel wieder reichhaltig gedeckt und allen schmeckt es sehr gut. Danach geht es in die Wirtsstube zum gemütlichen Teil, und bei Bier, Wein und Pfeife (in Rheinlandpfalz darf in Gaststätten noch geraucht werden) wird so manche Geschichte erzählt, sodass der Abend kurzweilig vergeht und wir alsbald in die Betten sinken.

Nach dem leckeren Frühstück verstärken uns Ira und Hans Willi, die nur am Samstag zugegen sein können, aber dennoch die weite Anfahrt in Kauf nehmen, um uns zu unterstützen. Das ist schon toll! Nach dem Einblasen schickt Andy die Plesshörner in die Pause in den Nebenraum und beginnt mit den Parforcestimmen mit den Stücken der Neuhaus-Messe. Gezielt werden die schwierigen Passagen herausgepickt und solange geprobt, bis eine gewisse Sicherheit bei allen Stimmen vorhanden ist. Danach sind die Plesshörner dran. Schließlich kommen beide Gruppen zusammen und es wird beharrlich weiter geübt bis zum Mittag. Wir stärken uns mit einer Suppe und einem Dessert. Den Schwerpunkt soll das Abendessen bilden. Also geht es danach wieder zügig in die Tennishalle. Erdmann jagt permanent Tennisbällen hinterher. Wir wechseln das Programm und werfen uns auf das Stück Reveille, bei dem die Einsätze der zweiten und dritten Stimme noch nicht so recht klappen wollen. Schlussendlich kann der Erfolg nicht verhindert werden. Danach wird die Echofanfare mal wieder in Angriff genommen. Jeder kommt mit einer Solostimme dran. Es ist ja ein Stück, das beim Publikum immer gut ankommt, da das Echo aus verschiedenen Richtungen bzw. Entfernungen geblasen wird. Und siehe da: nach und nach verlieren die Solisten ihre Scheu und die Tonreinheit wird besser. Dann ist die Messe wieder dran. Es wird gefeilt und immer wieder neu angesetzt und dann einmal ganz durchgeblasen. Es geht auf den Abend zu und nun merkt man, dass der Ansatz nachlässt, aber erstaunlicherweise hat er länger gehalten als auf dem wöchentlichen Probenabend.

Das Abendessen ist am heutigen Samstag etwas früher. Obwohl wir uns ausgiebig mit den leckeren Sachen beschäftigt haben, stimmen alle einhellig einer Fortsetzung des Trainings nach dem Essen zu. Der Ansatz ist wieder da, und so blasen wir bis gegen 20.30 Uhr, um danach bei einem Bier den Abend ausklingen zu lassen. Als ich mit Erdmann von der Abendrunde zurückkehre, hängen einige regelrecht durch und verabschieden sich alsbald ins Bett. So halte ich mit Markus ganz allein die Stellung in der ansonsten stark besuchten Gaststube. Die Engländer sind bester Laune und machen gefühlt das hundertste Bild von Erdmann. An den übrigen Tischen finden sich Einheimische aller Altersgruppen. Wenn man in dieser einsamen Gegend lebt, dann ist der Gaststättenbesuch am Samstagabend der Höhepunkt der Woche. Gegen 23.30 Uhr räumen auch wir das Feld. Die Engländer schaffen es bis 03.00 Uhr.

Nach dem Sonntagsfrühstück sind wir wieder fit für die Fortsetzung des Trainings. Kurzes Einblasen, dann der Einsatztest beim Stück Reveille. Na ja, noch ein Anlauf, dann klappt es. Egal welches Instrument man spielt, es ist immer eine Konzentrationsübung. Ein Unterlassen des Verfolgens der anderen Stimmen in der Partitur führt zu schlechten Ergebnissen bei den Einsätzen. Dazu ist bei den Werten Zählen angesagt. Aber der Einsatz lohnt sich. Alle freuen sich, wenn das Gesamtergebnis zum Gesamterlebnis wird.

Gegen 11.00 Uhr nehmen wir zum Abschied noch einen Kaffee bzw. den legendären Kakao mit Rum und Sahne. Mit der Absicht auf Wiederholung im kommenden Jahr verabschieden wir uns von den freundlichen Wirtsleuten auf der Islekhöhe. Über die landschaftlich schöne belgische Autobahn erreichen wir via Aachen nach eineinhalb Stunden die Heimat. Wir sind uns alle einig: Das war mal wieder große Klasse! Es hat uns weiter gebracht! Danke, Andy!